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      47. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie „Lunge am Limit“
Am Limit geboren: Lunge von Frühgeborenen bleibt verletzlich
 
       
 
 
 

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„Frühchen“: lebenslanges Achten auf Lungengesundheit wichtig

Als Frühgeborene bezeichnet man Kinder, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. Weltweit werden etwa 10% aller Kinder zu früh geboren, in Österreich waren es in den letzten 10 Jahren zwischen 6.000 und 6.500 Kinder pro Jahr und damit zwischen 7% und 8% aller Geburten. Die Überlebenswahrscheinlichkeit von Frühgeborenen sinkt mit abnehmendem Gestationsalter1 und abnehmendem Geburtsgewicht, Mädchen haben eine bessere Prognose als Buben. Der limitierende Faktor ist, dass bei Frühgeborenen die Lunge noch nicht ausgereift ist. Welche Auswirkungen dies für den weiteren Lebensverlauf bzw. auf die Lungengesundheit ehemaliger „Frühchen“ haben kann, erläuterte ÖGP-Pastpräsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Ernst Eber, im Rahmen der 47. Jahrestagung der ÖGP in Graz.

Lungenreife als limitierender Faktor

Prim. Univ.-Prof. Dr. Eber, Leiter der Klinischen Abteilung für pädiatrische Pulmonologie und Allergologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Graz
Prim. Univ.-Prof. Dr. Eber, Leiter der Klinischen Abteilung für pädiatrische Pulmonologie und Allergologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Graz

„Viele wichtige Schritte der Lungenentwicklung finden erst im letzten Schwangerschaftsdrittel oder sogar erst nach der Geburt statt. Daher ist der Grad der Reifung der Lunge der limitierende Faktor, ob ein Frühgeborenes überleben kann. Auch auf die weitere Entwicklung vor allem der Lungengesundheit hat dies große Auswirkungen“, erläuterte Prim. Univ.-Prof. Dr. Eber, Leiter der Klinischen Abteilung für pädiatrische Pulmonologie und Allergologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Graz.

Atemnotsyndrom und BPD

Eber: „Aufgrund der Unreife der Lungen von Frühgeborenen entwickelt sich das sogenannte Atemnotsyndrom. Denn eine Substanz, der sogenannte Surfactant, der für die Entfaltung der Lungenbläschen sorgt, ist bei Frühgeborenen noch nicht oder nicht ausreichend ausgebildet. Um eine ausreichende Versorgung des Körpers mit Sauerstoff zu gewährleisten, muss die unreife Lunge unterstützt werden. Trotz heute sehr schonender Therapiemöglichkeiten kann sich in weiterer Folge eine chronische Lungenerkrankung, die sog. bronchopulmonale Dysplasie, kurz BPD, entwickeln. Diese Erkrankung kann zu einer Vielzahl von Beeinträchtigungen der Lunge führen, schränkt jedenfalls die Lungenfunktion ein und macht die Kinder anfällig für Atemwegserkrankungen.“

Frühgeburt beeinflusst Lungenentwicklung bis ins Erwachsenenalter

„Waren es früher neben der Frühgeburtlichkeit vor allem Schädigungen durch hohe Beatmungsdrucke und hohe Sauerstoffkonzentrationen, die für die Entwicklung einer BPD verantwortlich waren, so ist es heute – da wir ein weitaus ausgereifteres neonatales Management haben – v.a. die Unreife der Lunge an sich“, erläuterte Eber. „Dank des enormen Fortschrittes in der Neonatologie können heute auch extreme Frühchen, zum Teil weit vor der 28. Schwangerschaftswoche, überleben, deren Lungen allerdings extrem unreif sind.“

Studien haben gezeigt, dass Säuglinge, Kleinkinder, Schulkinder und Erwachsene nach Frühgeburtlichkeit eine reduzierte Lungenfunktion aufweisen. „Und zwar unabhängig davon, ob sie eine BPD entwickelten oder nicht. Das bedeutet, dass schon die Frühgeburtlichkeit per se mit einer veränderten Entwicklung der Lungen assoziiert ist“, hielt Eber fest.

Frühgeborene – erhöhtes Risiko für Asthma und COPD

Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen dem Geburtsalter und dem Auftreten von Asthma2 sowie auch dem Geburtsgewicht und dem Auftreten von Asthma3 .

Eber: „Die Lungenfunktionsverlaufskurven vom frühen Kindesalter bis in das hohe Erwachsenenalter demonstrieren das Fehlen eines Aufholwachstums; das heißt, dass eine reduzierte Lungenfunktion im Kindesalter durch Frühgeburtlichkeit oder schweres Asthma mit einem deutlich erhöhten Risiko für eine COPD einhergeht.“

Eine neue prospektive Kohortenstudie4 hat den Effekt von Frühgeburtlichkeit auf die Lungenfunktion (obstruktive Funktionsstörungen) und einen klaren Zusammenhang mit dem Auftreten einer COPD bei über 50-Jährigen gezeigt. Der Effekt der Frühgeburtlichkeit wurde zudem durch Aktivrauchen verstärkt.

Spezialisierte Zentren – bessere Chancen

Eber betonte die Wichtigkeit der Betreuung von Frühgeborenen in spezialisierten Zentren für deren Überlebenschancen und weitere Lungengesundheit. „In der 24. Schwangerschafts-woche steigt die Überlebenschance von in spezialisierten Zentren behandelten Frühgeborenen auf über 50%. Extrem Frühgeborene, die in spezialisierten Zentren betreut werden, haben aber nicht nur deutlich höhere Überlebenschancen, sondern auch eine bessere Prognose für ihre spätere Lungengesundheit.“

Frühchen: Ein Leben lang auf Lungengesundheit achten

Abschließend betonte Eber: „Darum müssen Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen sind, im Kindesalter engmaschig vom spezialisierten Kinderfacharzt betreut werden. Aber auch im weiteren Lebensverlauf sollten sich ehemalige ‚Frühchen‘ gewahr sein, ganz besonders auf ihre Lungengesundheit zu achten und Atemwegs-Beschwerden nicht zu bagatellisieren, sondern den Lungenfacharzt aufzusuchen. Weiters ist die Vermeidung schädlicher Einflüsse auf die Lunge z.B. durch Umweltbelastungen sowie lebenslanges Nichtrauchen bei diesem Personenkreis dringend angeraten.“

* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Text auf eine gendergerechte Schreibweise verzichtet. Sofern nicht anders vermerkt, gelten alle Bezeichnungen für sämtliche Geschlechter.

1 Das Gestationsalter ist der Zeitraum vom 1. Tag der letzten Regelblutung der Mutter bis zur Geburt des Kindes. Es entspricht der Schwangerschaftsdauer.

2 Zusammenhang Gestionsalter und Asthma: Odds ratio = 4 bei Frühgeborenen in der 23.-27. Woche; Odds ratio = 3 bei Frühgeborenen in der 28.-30. Woche

3 Zusammenhang Geburtsgewicht und Asthma: Odds ratio = 3 bei Geburtsgewicht <1000g

4 Bui DS et al. Association between very to moderate preterm births, lung function deficits, and COPD at age 53 years: analysis of a prospective cohort study. Lancet Respir Med 2022; 10: 478–84.

Laufend aktualisierte Pressetexte zum Kongress:
https://www.ogp.at/Presse/presse-aktuell

Video-Aufzeichnung der virtuellen Pressekonferenz vom 17.10.2023:
https://www.youtube.com/watch?v=_oOjjiSCdLo

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